Kurzzeit-Kreationismus

Vertreter des Kurzzeit-Kreationismus halten an einer wörtlichen Interpretation der gesamten Bibel und insbesondere an einer naturgeschichtlich relevanten Beschreibung im 1. Buch Mose (Genesis) fest. Daraus ergeben sich für Vertreter dieser Ansicht u.a. als Konsequenzen eine notwendige Verknüpfung der Menschheits- mit der Erdgeschichte, meist die Betonung des Todes als Gerichtshandeln Gottes, nicht als kreativer oder natürlicher Prozeß, und – in Verbindung mit den Genealogien aus 1.Mose – ein Erdalter von maximal ca. 10.000 Jahren. Diese Ansicht wird normalerweise kurz einfach nur als Kreationismus bezeichnet.

Deutschsprachige kreationistische Literatur

Wichtiger Hinweis: „Kreationistisch“ ist hier im weiteren Sinne gemeint, da u.a. „Evolution. Ein kritisches Lehrbuch“ von Junker/Scherer nicht zwangsläufig als „kreationistisch“ bezeichnet werden kann, sondern eher der ID-Szene zuzuordnen ist – auch wenn Junker/Scherer offensichtlich einen Kurzzeit-Kreationismus vertreten oder diesem zumindest nahestehen.

Die im Folgenden in Auszügen wiedergegebene kreationistische Literatur ist natürlich nur ein Bruchteil der vorhandenen Werke. Es handelt sich aber um drei Werke, die insbesondere in der deutschsprachigen evangelikalen Szene eine relativ weite Verbreitung haben und daher von Relevanz sind. Es handelt sich um drei Bücher, die sich an unterschiedliche Altersgruppen wenden, aber alle drei für den Einsatz als „Lehrmaterial“ gedacht sind:

  • Richard Wiskin: Die Bibel und das Alter der Erde1)
    Ein Buch, das sich auf niedrigem fachlichen Niveau mit der Thematik auseinandersetzt und maximal als einführend verstanden werden kann, auch wenn es die dem Kurzzeit-Kreationismus zugrundeliegende Theologie gut zusammenfaßt.
  • Alexander vom Stein: CREATIO. Biblische Schöpfungslehre
    Das Buch versteht sich explizit als Lehrbuch, wenn auch nur bis zur Sekundarstufe I. Es ist in seiner Herangehensweise deutlich weniger zurückhaltend als das Buch von Junker/Scherer (s.u.).
  • Reinhard Junker/Siegfried Scherer: Evolution. Ein kritisches Lehrbuch
    Dieses Buch hat die gymnasiale Oberstufe im Blick und liefert die umfassendste und auch fachlich detaillierteste Auseinandersetzung mit dem Thema Evolution aus Sicht von Kreationisten (Junker und Scherer verstehen sich selbst wohl eher als ID-Vertreter, sind in ihren Ansichten aber weitgehend Kurzzeit-Kreationisten).

Alle drei Bücher können bei der "Studiengemeinschaft Wort und Wissen" bezogen werden, die jeweiligen Autoren sind Mitglieder dieser „Studiengemeinschaft“ (SG). In gewisser Weise hat die „SG Wort und Wissen“ im deutschsprachigen evangelikalen Raum ein „Monopol“ auf diese Literatur.

Im Folgenden werden zu jedem der drei Bücher neben der genauen Quellenangabe kurz einige Zitate zum Buch und anschließend zentrale Aussagen zum Kurzzeit-Kreationismus und der Datierung bzw. dem Alter der Erde wiedergegeben. Dadurch soll der Leser dieser Seiten in die Lage versetzt werden, sich selbst ein Bild von den im evangelikalen Umfeld üblichen Aussagen zur Thematik zu machen.

"Die Bibel und das Alter der Erde" (Richard Wiskin)

Richard Wiskin: Die Bibel und das Alter der Erde. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart, 1996

Zum Buch

In der Einleitung schreibt Richard Wiskin zu der Frage, warum er das Buch schrieb:

In der Zeit, als meine Frau und ich in Indien [Hervorhebung im Original] missionarisch tätig waren, haben wir uns zum Alter der Erde, so weit ich mich erinnere, nie äußern müssen. Es war bei jenen Menschen in den Dörfern, wo wir gearbeitet haben, keine Frage. Später, bei unserer Jugendarbeit in Europa, wurde das Thema aber zu einem Dauerbrenner und konnte unmöglich ignoriert oder als unwichtig abgetan werden.

Überall, aber besonders in den Schulen, wird die Thematik dadurch aktualisiert und brisant, daß die Jahrmillionen als gesicherte Tatsache oft ganz bewußt und zum Teil recht spöttisch den Aussagen der Heiligen Schrift gegenübergestellt werden. Die absolute Zuverlässigkeit des Wortes Gottes wird dadurch konsequent in Frage gestellt. Zudem werden die unvorstellbaren Zeiträume mit einem ganz bestimmten Inhalt gefüllt: nämlich der Evolutionsanschauung, die nicht nur mit der biblischen Chronologie, sondern auch mit zentralen Inhalten der biblischen Heilslehre unvereinbar ist [Gitt 1993/Junker 19932)]. Da die Evolutionslehre mit der Frage des Erdalters untrennbar verbunden ist, steht dieses Thema für viele stellvertretend für die Frage nach der Glaubwürdigkeit der biblischen Botschaft überhaupt. Wiskin, a.a.O., S. 8

Zitate

Zusammenfassung zu Kapitel 1, „Wie lang waren die Schöpfungstage?“:

Daß Gott Himmel und Erde sowie sämtliche Typen des Lebens in sechs Tagen geschaffen hat, ist die offenkundige Lehre der Heiligen Schrift. Wenn in der Bibel von den sechs Schöpfungstagen berichtet wird, wird das Wort „Tag“ im wörtlichen Sinn gebraucht; mit der Schöpfungswoche sind keine Jahrtausende oder gar Jahrmillionen gemeint. Bereits am ersten Tag waren alle Voraussetzungen für ganz normale Tage von 24 Stunden vorhanden. Wiskin, a.a.O., S. 9

Maßgebend ist in allen Fragen, zu denen die Bibel eine klare Aussage macht, die Lehre der Heiligen Schrift. Wenn die Bibel wirklich eine junge Erde offenbart, dann glaubt der überzeugte Christ deshalb daran, und nicht weil dies naturwissenschaftlich „bewiesen“ ist bzw. sich erklären läßt. Wissenschaftliche Datierungsmethoden, die die Erde und ihre Geschichte sehr alt erscheinen lassen, sind zwar eine ernstzunehmende Herausforderung für den Glauben, aber nicht maßgebend für die Auslegung der Heiligen Schrift. Wenn die Datierungen den eindeutigen Aussagen der Bibel widersprechen, ist dies für bibelgläubige Wissenschaftler Grund genug, die Messungen und die ihnen zugrundeliegenden Denkmodelle zu hinterfragen und, sofern möglich, plausible Alternativerklärungsmodelle vorzuschlagen. Wiskin, a.a.O., S. 54

Auf ähnliche Weise [wie bei der Frage nach der Auferstehung Jesu] sollte ein Christ in der Frage, ob die Erde jung oder sehr alt sei, sich am Wort Gottes orientieren. Was die Bibel sagt und nicht das, was die meisten Naturwissenschaftler meinen, ist entscheidend. Und auch bei der Auslegung der Heiligen Schrift sollte er sich nicht nach den gängigen naturwissenschaftlichen Vorstellungen richten. Was die Schrift selber sagt und nicht das, was sie nach Menschenmeinung sagen sollte, ist für die Auslegung entscheidend. Denn wie bereits gezeigt wurde: wenn der Christ sich nach der Meinung der Mehrheit orientieren will, dann müßte er die Lehre der Auferstehung aufgeben, verschweigen oder umdeuten.

Wenn aber Christen in der Frage der Auferstehung sich nicht von der Mehrheit der Biologen diktieren lassen wollen, sollten sie dann bezüglich des Alters der Erde Geologen und Astronomen das Feld überlassen? Wissenschaftliche Lehrmeinungen dürfen den Christen natürlich herausfordern, über seinen Glauben nachzudenken, aber sie entscheiden nicht über das, was die Bibel lehrt oder nicht lehrt. Die Bibel ist Gottes Wort, und es ist schließlich Gott und nicht der Biologe, Geologe oder Astrophysiker, der am besten weiß, wie er geschaffen hat, wieviel Zeit er dazu brauchte und wie lange es her ist, seit das alles geschah. Wiskin, a.a.O., S. 56

Wenn die Bibel tatsächlich zeigt, die Erde sei jung (und ein Christ, der behauptet, es sei nicht so, sollte dies anhand der Heiligen Schrift deutlich zeigen können), dann ist die gängige Meinung, alles sei viel älter, zwar nicht zu verdrängen, aber auf jeden Fall zu hinterfragen. Es sind aber nur wenige, die die notwendigen fachlichen Kenntnisse besitzen, dies sachlich zu tun. Und um alle Aspekte der Datierungsfragen anzugehen, müssen viele Fachbereiche berücksichtigt werden; Physik, Astrophysik, Geophysik, Chemie, Geologie, Paläontologie (Fossilienkunde) Paläanthropologie, Archäologie und die Frühgeschichte, um einige zu nennen… Das Gebiet ist sehr komplex und bedarf einer fachkundigen und intensiven Bearbeitung durch bibelgläubige Wissenschaftler. Diese steht noch ganz am Anfang. Wiskin, a.a.O., S. 56

In diesem Kontext, spezifisch hinsichtlich Charles Darwins und seiner Position zum strengen Festhalten an der Bibel und dem christlichen Glauben, zitiert Wiskin 1Kor 2,14: „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen…“ Das ist ein eindeutiges Beispiel, wie gerade aus dem evangelikalen Kontext heraus Wissenschaftler unter den Generalverdacht gestellt werden, nicht zur „Wahrheit“ gelangen zu können und insofern auch keine ernstzunehmenden Beiträge zu Themen liefern können, zu denen die Bibel (vermeitlich) Aussagen macht.

CREATIO. Biblische Schöpfungslehre (Alexander vom Stein)

Alexander vom Stein: CREATIO. Biblische Schöpfungslehre, Daniel-Verlag, Lychen, 2005

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Aus dem Klappentext:

CREATIO ist das erste deutschsprachige Lehrbuch, in dem das biblische Schöpfungsmodell ausführlich vorgestellt wird.

CREATIO eignet sich für Jugendliche ab 14 Jahren. Ausgehend vom heutigen Stand der Wissenschaft werden selbst komplizierte Sachverhalte leicht verständlich erklärt…

CREATIO schafft […] ein wertvolles Werkzeug, um an Schulen systematische Schöpfungslehre zu vermitteln.

Aus der Einleitung (S. 7):

CREATIO ist lateinisch und bedeutet SCHÖPFUNG. Das Ziel dieses Buches ist es, die Aussagen der Bibel über Schöpfung und Frühgeschichte vorzustellen und zu zeigen, dass diese Berichte heute noch ihre volle Gültigkeit haben.

Aussagen zur Datierung

Kapitel 8: „Die Bibel und das Alter der Erde“ (S. 40ff.)

Zu Usshers Berechnung des Schöpfungstages:

Wenn wir uns die biblischen Zeitangaben anschauen, so wird sehr schnell deutlich, dass eine solche tagesgenaue Berechnung nicht möglich ist. Trotzdem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass auch die Zeitangaben der Genealogien Teil des inspirierten Wortes Gottes sind. Sie laden auf den ersten Blick dazu ein, den Zeitverlauf zu berechnen. Egal, wie diese Berechnungen im Detail aussehen, man wird in jedem Fall zu dem Ergebnis kommen, dass das Alter der Erde und des gesamten Universums einige tausend Jahre beträgt — niemals Millionen oder gar Milliarden von Jahren. Insofern ist also die Kalkulation von Ussher für jeden, der an die Bibel glaubt, durchaus nicht lächerlich. vom Stein, a.a.O., S. 40

Unter der Überschrift: „Wie viele Jahre könnte man in die Lücken stecken?“

Wenn es auch keinen zwingenden Beweis in der Schrift gibt, womit die Vorstellung einer zigtausendjährigen Menschheitsgeschichte widerlegt werden kann, so gibt es doch eine ganze Menge von Indizien, die dagegen sprechen. Einerseits können wir einen zeitlichen Vergleich, eine Analogie der verschiedenen Perioden betrachten. Gott hatte schon Adam und Eva versprochen, einen Erlöser zu senden (1Mo 3,15). Er handelt danach in der Geschichte der Menschheit nach einem vorgefassten Heilsplan. So heißt es in Galater 4,4: „als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn“. Macht es Sinn, einen langen Zeitraum anzunehmen, über den die Bibel uns überhaupt nichts mitteilt, wo Gott anscheinend auch keine erwähnenswerten Dinge auf der Erde tut?

Andererseits stellen wir immer wieder fest, wie lebendig das Wissen um Schöpfung, Sündenfall und Sintflut bei den später lebenden Menschen ist (siehe Hiob […]) Das passt sehr gut zu einem einfachen Verständnis der Chronologie, wonach fast alle Patriarchen vor der Flut den alten Adam noch kannten. Es passt hingegen wenig zu der Annahme, dass seitdem Zehntausende von Jahren vergangen waren. vom Stein, a.a.O., S. 44

Und die Zusammenfassung des Kapitels liest sich wie folgt:

Zusammenfassung:
Auch wenn der Zeitpunkt der Schöpfung mit den Angaben der Bibel nicht auf das Jahr genau berechnet werden kann, so gibt die Bibel doch einen ungefähren zeitlichen Rahmen vor. vom Stein, a.a.O., S. 45

Evolution. Ein kritisches Lehrbuch (Junker/Scherer)

Reinhard Junker, Siegfried Scherer: Evolution. Ein kritisches Lehrbuch. Weyel, Gießen 1998 (6. Auflage 2006)

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Aus dem Klappentext der 6. Auflage:

Experimentelle evolutionsbiologische Forschungen haben gezeigt, dass die Fähigkeit zur mikroevolutiven Veränderung eine Grundeigenschaft des Lebens ist. Darf Makroevolution – die Entstehung komplexer Strukturen und Grundbaupläne des Lebens – damit ebenfalls als empirisch belegte Tatsache gelten? Reichweite und Grenzen mikroevolutiver Vorgänge sowie naturwissenschaftlich begründete Einwände gegen das Makro-Evolutionskonzept werden in diesem Lehrbuch allgemeinverständlich, systematisch und sachlich behandelt.

Dabei zeigt sich einmal mehr, dass Antworten zum Ursprung und zur Geschichte des Lebens nicht ohne weltanschauliche Grenzüberschreitungen möglich sind. Eine klare Trennung zwischen objektiven Daten, theoriegeleiteten Interpretationen und unterschiedlichen weltanschaulichen Vorentscheidungen erweist sich für die Beurteilung von Ursprungstheorien als unumgänglich.

Aus dem Vorwort zur 6. Auflage (S. 5f.):

Mikroevolutive Prozesse sind in der Tat vielfach aus natürlichen Variations- und Artbildungsprozessen bekannt, und ihre Erforschung durch die Evolutionsbiologie ergab grundlegende Einsichten in die geniale Anpassungsfähigkeit lebender Systeme. Deshalb wissen wir heute, dass „Evolvierbarkeit“ im Sinne von Mikroevolution […] eine fundamentale Eigenschaft des Lebens ist. Es ist ein erstes Anliegen [Hervorhebung im Original] dieses Buches, diese Forschungsergebnisse und die wissenschaftlichen Leistungen der daran beteiligten Evolutionsbiologen zu würdigen. Die in diesem Buch vorgebrachte Kritik von Makroevolutionshypothesen relativiert dieses Anliegen keineswegs. […]

Es ist für eine fruchtbare Diskussion wichtig, zu unterscheiden zwischen einem Evolutionismus [Hervorhebung im Original], der mit Absolutheitsanspruch als Weltanschauung auftritt, und Evolutionstheorien als wissenschaftliche Ansätze, die Geschichte des Lebens zu verstehen. Der Evolutionismus immunisiert sich gegen Kritik, wissenschaftliche Evolutionstheorien sind dagegen für wissenschaftliche Kritik offen. Aus dieser Situation ergibt sich ein zweites Hauptanliegen dieses Buches: Weithin unbekannte Deutungsprobleme und offene Fragen von Evolutionstheorien werden systematisch thematisiert. Sie haben nach unserer Auffassung ein so großes Gewicht, dass Makroevolution als nicht mehr hinterfragbare Leitvorstellung […] ernsthaft geprüft und nicht als Tatsache vorausgesetzt werden sollte. […]

Es ist den Autoren dieses Buches ein drittes Anliegen, Grenzüberschreitungen in den weltanschaulichen Bereichen kenntlich zu machen.

Aussagen über die Datierung

Zugegebenermaßen erscheinen die hier zitierten Passagen erst im Teil „VII. Grenzüberschreitungen“, unter der Kapitelüberschrift „Deutungen des Lebens unter der Voraussetzung von Schöpfung“.

In einem Kasten unter der Überschrift „Theologische Motivation für Kurzzeit-Schöpfungslehre“ geben Junker und Scherer eine knappe Zusammenfassung:

Grundlegend für die Kurzzeit-Schöpfungslehre sind alt- sowie neutestamentliche Textbelege über den physischen Tod als Ausdruck des Gerichtshandelns (und nicht des Schöpfungshandels) Gottes: Der physische Tod ist eine Konsequenz der Sünde des Menschen, d.h. seiner Abkehr vom Schöpfer. Damit steht diese Form der Schöpfungslehre im fundamentalsten aller Widersprüche zur Makroevolution – dort ist der Tod notwendig für jede evolutive Höherentwicklung und daher positiv zu bewerten.

Theologischer Hintergrund der Kurzzeit-Schöpfungslehren ist also vor allem die Theodizee-Frage – die Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung von Leid und Tod in der Welt. Erdgeschichtlich gesehen gibt es zahlreiche unbestreitbare Zeugnisse des (gewaltsamen) Todes, beispielsweise menschliche Fossilien im Pliozän. Diese müssen aus theologischen Gründen nach Adam und Eva datiert werden, da deren Sünde den Tod verursachte. Wenn die auch noch für den Tod der Tiere akzeptiert wird, ergibt sich die theologisch begründete Notwendigkeit, die paläontologischen Zeugnisse der Naturgeschichte der Tiere und des Menschen in einem Kurzzeitrahmen zu deuten. Das erweist sich im Detail als schwierig. Junker/Scherer, a.a.O., S. 291

Bei aller Vorsicht, die Junker/Scherer hier walten lassen, bleibt doch bestehen, daß Reinhard Junker über genau dieses Thema promoviert hat3) und theologisch zu dem (für ihn) eindeutigen Schluß gekommen ist, daß der Tod (auch der Tiere) biblisch nur als Gerichtshandeln gesehen werden muß und daher ein Kurzzeit-Schöpfungsmodell das biblisch-theologisch einzig haltbare sei. Insofern scheinen Junker/Scherer und die „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“ insgesamt trotz ihrer Hinwendung zur ID am ehesten im Kurzzeitkreationismus verankert zu sein, auch wenn sie aus wissenschaftlichen Aspekten heraus (eben genau der Datierungsfrage) dieses Thema nur selten bzw. sehr vorsichtig behandeln.

Zur Frage der radiometrischen Datierungen findet sich nur ein sehr kurzer Abschnitt unter der Überschrift „Radiometrische Altersbestimmungen“:

Gegen die Vorstellungen von Kurzzeit-Schöpfungslehren stehen auch die radiometrischen Altersbestimmungen. Zahlreiche Befunde der Geochronologie sprechen dafür, dass es in der Erdvergangenheit einen umfangreichen radioaktiven Zerfall gegeben hat. Unter Zugrundelegung heutiger Zufallsraten müssen dafür einige Milliarden Jahre veranschlagt werden. Solche Befunde haben zu Ermittlung des Erdalters von ca. 4,6 Milliarden Jahren geführt. Ein Team amerikanischer Wissenschaftler hat im Jahr 2005 die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, wonach es Hinweise auf einen früher in großem Ausmaß beschleunigten radioaktiven Zerfall gegeben habe (Vardiman et al. 2005)4), was zu wesentlich geringeren Altern führen würde. Die mit dieser Annahme verbundenen ungelösten Probleme werden von den Autoren diskutiert. Diese komplexe Problematik kann in diesem Buch nicht angemessen diskutiert werden, es soll jedoch kein Zweifel daran gelassen werden, dass eine insgesamt befriedigende, naturwissenschaftliche Lösung des Altersproblems für Kurzzeit-Schöpfungslehren derzeit nicht vorliegt. Junker/Scherer, a.a.O., S. 294f.

1)
Für detaillierte Quellenangaben vgl. die ausführlichere Besprechung des jeweiligen Buches.
2)
Beide Zitate sind falsch, d.h. sie finden sich nicht im Literaturverzeichnis wieder. Vermutlich handelt es sich aber um die beiden folgenden im Literaturverzeichnis des Buches angegebenen Werke: Gitt, W. (1998): Schuf Gott durch Evolution? CLV, Bielefeld, und Junker, R. (1994): Leben durch Sterben? Hänssler, Neuhausen-Stuttgart.
3)
Die Doktorarbeit wurde veröffentlicht: Reinhard Junker: Leben durch Sterben? Schöpfung, Heilsgeschichte und Evolution, Edition Pascal, Hänssler, Stuttgart-Neuhausen 1994
4)
Vardiman, L. et al. (eds. 2005) Radioisotopes and the age of the earth, vol. II, El Cajon, CA.
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